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Schwindel der Wirklichkeit
Gespräch

4. Juni 2014, Uhr, Akademie der Künste, Berlin

Gespräch mit den Medienwissenschaftlern Mark Butler und Jan Distelmeyer, dem Künstler und Medientheoretiker Mathias Fuchs, und der Medienkünstlerin und Kunsttheoretikerin Margarete Jahrmann.


»The century that we live in could be subsumed in the history books as . . . the Century of Play«
- Daniel Bernoulli, 1751 -
(Mathias Fuchs)


Ausgehend von eigenen Game Design Arbeiten als Gründerin von Ludic Society plädiere ich für eine ludische Praxis: Gamifiction, die Etablierung des Fiktionalen, des Fake, der Rotation und des Schwindel(ns) als Gegenpol zur affirmativen Gamification, die als Propaganda Strategie des persuasiven »Play& Prosume« Imperativs auskristallisiert: You Submit!
(Margarete Jahrmann)


Das Spielerische hat im Zuge der Diffusion digitaler Medien eine kulturelle Schlüsselrolle eingenommen. Die vernetzten Rechenmaschinen bieten ein unvorhergesehenes Spielfeld an und führen zu einer Entgrenzung des Spiels, das die Sphären der Kindheit und der Freizeit verlässt, in die es jahrhundertelang gebannt wurde. Diese Entwicklung ist Gegenstand des Gesprächs und wird anhand von verschiedenen Phänomenen diskutiert, zu denen u.a. das Spiel mit der globalen Ökonomie im automatisierten Hochfrequenzhandel oder die Übertragung von Computerspielelementen auf spielferne Kontexte (Gamification) gehören, die von der Gesundheitsversorgung über Bildungsprozesse bis hin zu Arbeitsabläufen reichen.


Veranstaltung in Zusammenarbeit mit: Europäische Medienwissenschaft, FH Potsdam / Universität Potsdam


Mark Butler wurde 1974 in Cooperstown, New York geboren; Studium der Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie in Berlin; Promotion 2011 über »Das Spiel mit sich. Populäre Techniken des Selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts« bei Hartmut Böhme, Humboldt-Universität zu Berlin; seit 2010 zuständig für das Digital Games Research Center (DIGAREC) am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam. Die digitale Kultur und zeitgenössische Ästhetiken der Existenz bilden einen seiner Forschungsschwerpunkte. Seine Veröffentlichungen behandeln u.a. die kulturellen, psychodynamischen und performativen Dimensionen von Computerspielen sowie den spielerischen Selbst- und Weltbezug der Gegenwart, u.a.  »Das Spiel mit sich. (Kink, Drugs & Hip-Hop) Populäre Techniken des Selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts« (2014)

Als Mitarbeiter der Science & Technology Research Group der Daimler AG hat er mehrere Jahre zukunftsorientierte Studien und Szenarien erstellt, vor allem im Feld der neuen Medien und der Mensch-Computer-Interaktion. Am Wissenschaftszentrum Berlin hat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Kulturelle Quellen des Neuen zum Verhältnis von Kunst und Innovation Case Studies analysiert und aufbereitet. In der freien Berliner Kulturszene hat er diverse Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Mitgründer und –herausgeber von ilinx. Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft.

Jan Distelmeyer studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Medienwissenschaft und Philosophie in Bochum und Hamburg. Ab Mitte der 1990er Jahre freier Autor u.a. für Spex, Die Zeit, taz, Jungle World und epd Film, von 2002 bis 2010 Lehrbeauftragter, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Gast- und Vertretungsprofessor in Hamburg, Potsdam und Braunschweig. Seit 2010 Professor für Mediengeschichte und -theorie im Studiengang Europäische Medienwissenschaft der Fachhochschule Potsdam in Kooperation mit der Universität Potsdam.

Publikationen u. a.: Autor Macht Geschichte (München 2005); Game Over?! Perspektiven des Computerspiels (Mit Christine Hanke und Dieter Mersch, Bielefeld 2008); Raumdeutung. Zur Wiederkehr des 3D-Films 2012 (Mit Lisa Andergassen und Nora Johanna Werdich, Bielefeld 2012); Das flexible Kino. Ästhetik und Dispositiv der DVD & Blu-ray (Berlin 2012), Katastrophe und Kapitalismus. Phantasien des Untergangs (Berlin 2013)


Mathias Fuchs ist Künstler, Musiker und Medientheoretiker, war Dozent an der Universität für angewandte Kunst in Wien, der Universität für Industrie-Design in Linz, der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, der Sibelius-Akademie in Helsinki, der University of Salford in Greater Manchester und der Universität in Potsdam. Seit Oktober 2012 wirkt er als Professor an der Leuphana Universität Lüneburg im Rahmen des Centre for Digital Cultures.

Nach der Auftragsproduktion für »Synreal: The Unreal Modification«, einer Spieleausstellung organisiert vom Institute for New Culture Technologies und kuratiert von Konrad Becker, begann Mathias Fuchs sich immer stärker mit dem Thema Game Art zu beschäftigen. Eine Vielzahl von Art Games wurden von Mathias Fuchs entwickelt und auf Festivals und Konferenzen wie ISEA, SIGGRAPH, resfest, ps#11, EAST und in Museen wie dem KIASMA Museum oder Museum of Contemporary Art in Zagreb aufgeführt. Mathias Fuchs hat Pionierarbeit auf dem Gebiet der künstlerischen Nutzung von Spielen geleistet und ist ein führender Theoretiker  auf dem Gebiet der Game Art und der Game Studies.


Margarete Jahrmann ist Künstlerin, Forscherin, Kuratorin und Gestalterin von Ausstellungen. 2003 war sie mit dem Prix Ars Electronica, distinction in Interactive Arts ausgezeichnet worden und 2004 mit dem Berliner Transmediale Software Arts Award. Schon 1995 begann sie ihre Karriere als Künstlerin im Internet mit Max Moswitzer und dem Kunst-Server Projekt Konsum. Seit 2006 ist sie Professorin für Game Design an der Zürcher Hochschule der Künste, seit 2000 als Dozentin in Zürich. 2010-2013 leitete sie ein EU Forschungsprojekt (HERA) an der Universität für Angewandte Kunst Wien und ist seit 2012 Senior Lecturer für Digitale Kunst. 2013 realisierte sie eine Augmented Reality Ausstellung zu subliminalen Strategien der Werbung und Avantgarde in der Kunsthalle Wien Karlsplatz. 2013 erschien das dazugehörige Buch »Play&Prosume. Schleichender Kommerz und Schnelle Avantgarde« im Verlag Moderner Kunst Nürnberg. – 2010 erwarb sie ihr Doktorat in Philosophie (Ph.D.) an der University of Plymouth mit einer arts based research Dissertation mit dem Titel  »Ludics for a Ludic Society. The Art and Politics of Play« bei Prof. Roy Ascott. Seit 2006 ist sie Herausgeberin des Ludic Society Magazines. Sie gründete die Gesellschaft Ludic Society in Plymouth, UK und realisierte unter dem Label zahlreiche Installationen und Ausstellungen, u.a. 2014 Biennale Moskau, 2013 Lalit Kahla Academy, New Delhi, India. 2012 Sail Against The End, Sabotage Gallery Vienna, Galerie Lisi Hämmmerle, Vienna Art Fair, Messegelände. 2011 The Third Woman Game, Galapagos Art Club, New York.


Uhr
Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
10557 Berlin
Eintritt Frei

 

Foto: Mark Butler

Text: Schwindel der Wirklichkeit