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5 Fragen an... Peter Weibel

Wir freuen uns außerordentlich über die Zusage von Peter Weibel für die Keynote am 4. Dezember 2014 um 18:00 Uhr im Kino des Dortmunder U!


Wie schon im letzten Jahr, stellen wir den Referenten und Referentinnen vorab ein paar Fragen, die wir dann in loser Folge hier veröffentlichen. Auch Peter Weibel hat sich die Zeit genommen, sie zu beantworten. Toll!


Bitte stellen Sie sich möglichst kurz vor:
Was machen Sie und wie sind Sie dazu gekommen?


Ich bin Medienkünstler und -theoretiker und leite das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Bereits mit etwa 16 Jahren habe ich »The Laws of Thought« von George Boole gelesen, einige Zeit später »Automata Studies« von John McCarthy und Claude E. Shannon. Ich hatte die Vision, dass mit den abstrakten Automaten, also Computern, ein universales Medium entstehen wird. Ein Medium, mit dem man Musik machen, Bilder erzeugen, aber auch wirtschaftliche und logistische Vorgänge, also organisatorische Vorgänge steuern und lenken kann. Mir wurde rasch bewusst, dass die Welt sich genau in diese Richtung entwickeln wird, und von Medien vollkommen durchdrungen sein wird. Später habe ich mich mit Alan Turing und Kurt Gödel beschäftigt. Nachdem ich das »Expanded Cinema« entwickelt hatte, begann ich früh, Computerarbeiten wie »Gesänge des Pluriversums« (1986—1988) und »Zur Rechtfertigung der hypothetischen Natur der Kunst und der Nicht-Identität in der Objektwelt« (1992) zu machen.


Was ist in Ihren Augen das Besondere an digitalen Spielen?


»Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt«, schrieb Friedrich Schiller 1795 im 15. Brief der »Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen«. Digitale Spiele sind mittlerweile ein selbstverständlicher Bestandteil der digitalen Gesellschaft. Im Computerspiel verwandelt sich das Bild von einem statischen Fenster, durch das man auf die Welt blickt, in eine Tür, durch die der Beobachter in die Welt multisensorieller Ereignisfelder ein- und austreten kann. Das Große erscheint klein und das Kleine groß, das Entfernte wird nah und Stunden werden zu Minuten. Die Konstanz von Raum und Zeit wird aufgelöst. Es gibt ein Gedicht von William Blake, in dem diese Idee von einem »Pluriversum« sehr schön zum Ausdruck kommt:


»To see a world in a grain of sand,

And a heaven in a wild flower,

Hold infinity in the palm of your hand,

And eternity in an hour.«

William Blake


Blake spricht von der metaphysischen Sehnsucht, die dem Suchen nach einem Pluriversum und dem Aufbrechen des Universums zugrunde liegt. Denn wenn eine Stunde gleichzeitig die Ewigkeit sein kann, dann bedeutet das, dass es mehrere Welten nebeneinander geben muss. In der einen Welt ist das Sandkorn ein winziger Teil des Kosmos, in der anderen Welt ist das Sandkorn selbst ein Kosmos.


Wann bzw. in welchem Zusammenhang haben Sie selbst zuletzt gespielt –

unabhängig ob analog oder digital – und was haben Sie gespielt?


Zuletzt habe ich »Room Racers« von Lieven van Velthoven in der Ausstellung »Gameplay« im ZKM gespielt, bei dem man mit virtuellen Autos um reale Gegenstände fahren kann.


Haben Sie eine liebste Spielfigur? Wenn ja, welche und aus welchem Grund?


Meine Lieblingsspielfigur ist die »Zelle« im »Game of Life«. Sie beweist, dass natürliche und technische Evolution auf denselben Prinzipien basieren und die Unterscheidung von Natur und Technik eine von uns konstruierte ist. Ich nenne diesen Bruch den Beginn der Exo-Evolution. Damit ist gemeint, der Mensch ist nicht mehr nur Teil, Sklave und Geschöpf der Evolution, sondern er bestimmt selbst die Evolution und verwandelt die natürliche Evolution in eine technische.


Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz:


Die Next Level Conference 2014 im Dortmunder U solltet/n ihr/Sie auf keinen Fall verpassen, weil…

… wir alle Daten sind.


 herzlichen Dank!

 

Bild: plan-neuf