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Chaos Cologne − Edge of Control
Konferenz der Kunsthochschule für Medien und des Chaos Computer Clubs Köln

15.—17. Mai 2015, Kunsthochschule für Medien Köln


Zum ersten Mal veranstalten die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) und der Chaos Computer Club Köln (CCC) eine gemeinsame Konferenz für Hacker, Maker und Künstler. Hardware wie Software formen unser tägliches Leben im Informationszeitalter. Die Art und Weise, in der wir unsere Apparate benutzen, und umgekehrt von ihnen benutzt werden, charakterisiert uns und die Gesellschaft, in der wir leben. Auf der Chaos Cologne enttarnen wir diese Apparate, setzen sie in Szene und zeigen sie von ihrer schönsten Seite.
Es folgen zwei Tage mit Vorträgen, Workshops, Performances und Konzerten auf dem Campus der Kunsthochschule für Medien Köln. Auf dem Programm stehen (Auswahl)


Cornelia Sollfrank, Keynote: Hacking and Art in the Post-Snowden Era,

Freitag, 15. Mai, 20 Uhr, Aula der KHM


Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden haben wir Gewissheit: Es gibt kein Entkommen aus dem engmaschig gesponnenen Netz aus rücksichtslosen Wirtschaftsinteressen und staatlicher Kontrolle. Die Einsicht, dass das Übel, die Gegner, die es zu bekämpfen gilt, ungreifbar, omnipräsent und übermächtig sind, bringt das Mantra der Ausweglosigkeit zum Erklingen: ‚Resistance is futile’ so lautete das Motto des International Symposium of Electronic Arts 2013 in Sydney. In diesem Szenario der allgemeinen Ratlosigkeit können Kunst und Hacking eine wichtige Rolle spielen. Die ihnen gemeinsamen Eigenschaften ‚attitude&competence’ bringen im alltäglichen Umgang mit Technik immer wieder neue Formen des kreativen Missbrauchs und des innovativen Widerstands hervor. Nicht ‚aufgeben’ ist die Botschaft, sondern mehr Eigenverantwortung im täglichen Umgang mit digitaler Technik ist daher das Motto!


Cornelia Sollfrank ist Künstlerin und Forscherin an der Universität von Dundee in Schottland, UK. Als Pionierin der Internetkunst erforscht sie seit Anfang der 1990er Jahre die weltweiten Kommunikationsnetze und überträgt subversive Strategien der klassischen Avantgarden ins digitale Medium. Ihre radikalen Experimente mit Autorschaft und Originalität führten zu Konflikten mit dem Urheberrecht, was sie dazu veranlasste eine Dissertation mit dem Thema ‚Performing the Paradoxes of Intellectual Property’ zu verfassen. Schwerpunkt ihrer derzeitgen Arbeit ist das Thema Commons. http://artwarez.org/


Tools for the next revolution: Vortrag von Christoph Wachter & Mathias Jud, Schweiz,

Samstag, 16. Mai, 14 Uhr, Aula der KHM


In einem Talk, einem Workshop und einem kollaborativen Werk- und Ausstellungsraum werden Wachter und Jud auf die Optionen von Kunst und Kommunikationstechnologie eingehen. Mit den Kunstprojekten picidae (seit 2007), New Nations (seit 2009) und qaul.net (seit 2012) haben Christoph Wachter und Mathias Jud einen eigenen, paradigmatischen Werktypus geschaffen. Die funktionalen Open Source Projekte machen Formen der Internetzensur sichtbar und unterlaufen eine Überwachung und machtpolitische Kanalisierung von Information. Selbst die generelle Abhängigkeit, die erst bei einer Abschaltungen oder einem Ausfall der Infrastruktur erfahrbar wird, ist überwindbar.


Workshop um 16 Uhr: »Build your own Independent Mobile Adhoc WiFi-Network«


Zwischen den Horchposten der NSA und des GCHQ auf dem Dach der Akademie der Künste sowie auf der Schweizerischen Botschaft direkt gegenüber des Bundeskanzleramts platzierten Wachter und Jud im Dezember 2014 improvisierte Antennen als Ausgangspunkt eines unabhängigen Netzwerks. Innerhalb kürzester Zeit erhielt das Kunstprojekt auch im Berliner Regierungsviertel eine Bedeutung, die es seit Jahren bereits für Syrische, Ägyptische, Tunesische, Chinesische, Iranische, Brasilianische und viele andere AktivistInnen hat. qaul.net – Download qaul.net application


Verschlüsselt die Revolution - Vortrag von tomate
Samstag, 16.5., 20 Uhr, Aula der KHM


In seinem Vortrag »Verschlüsselt die Revolution« geht Stephan Urbach der Frage nach, warum seit den Snowden-Enthüllungen Kaffeeverabredungen nur noch verschlüsselt verschickt werden und was das eigentlich für die Demokratie bedeutet.Er ist unter Umständen deswegen ziemlich wütend. Viele Fragen, wenig oder gar keine Antworten (oder die, die niemand hören möchte): Wo ist das revolutionäre Moment beim Verschlüsseln? Wo ist die Umkehrung der Machtverhältnisse, wenn mein Anruf kryptographisch gesichert ist? Und wieso kann der BND in Ruhe sein Gebäude fertig bauen?


Stephan »tomate« Urbach, 34, aus Hanau am Main ist Bürokrat der 3. Stufe und arbeitet als Buchhalter. Durch Zufall hat er 2011 zusammen mit (der Hacktivisten-Gruppe) Telecomix dem ägyptischen und syrischem Regime »ans Bein gepisst«, als die Gruppe eigentlich nur wollte, dass die Kommunikation mit Menschen vor Ort weiterhin funktioniert. Im Oktober 2015 erscheint sein Buch »NEUSTART - aus dem Leben eines Netzaktivisten« im Droemer-Knaur Verlag.


If you see something, say something, Vortrag des Künstlerduos Wermke/Leinkauf über das Risikoeingehen
Sonntag, 17. Mai, 17 Uhr, Aula der KHM


22. Juli 2014 - Wermke/Leinkauf hissen auf den Türmen der Brooklyn Bridge in New York City zwei »White American Flags«. Der Intervention folgen enorme Ermittlungen der NYPD sowie eine breite Medien-Diskussion. Nun sprechen die Künstler exklusiv bei der Chaos Cologne Konferenz über die von ihnen getroffenen Vorsichtsmaßnahmen bei ihren sorgfältig geplanten Aktionen, und wie sie es schaffen, sie durchzuziehen, ohne geschnappt zu werden.


Wermke/Leinkauf schaffen Bilder und Vorstellungswelten, die viele städtische Räume, deren Bedeutung und Nutzungsmöglichkeiten, überhaupt erst sichtbar machen. In prozessorientierten Interventionen erforschen sie den öffentlichen Stadtraum, loten dessen Grenzen aus und stellen gängige Verhaltensweisen in Frage. Ihre Auseinandersetzung mit öffentlichen Räumen verweist immer auch auf historische und kulturelle Kontexte und regt so zum gesellschaftlichen Diskurs an. Wermke&Leimkauf sind zur Zeit Fellows an der KHM. Mischa Leinkauf studierte von 2005 bis 2012 an der KHM.


DIY Drohnen Workshop: Dronisti


Die Gruppe Dronisti lädt ein zu einem Workshop zum kreativen Missbrauch von Spielzeugdrohnen. Mit ihren Dronevertising - Aktionen zeigen die Italiener, wie wir alle die kostengünstige und frei erhältliche Technik jederzeit selbst nutzen können, um den öffentlichen Raum subversiv zu überfliegen: »Dronevertising« bedeutet »Advertising«, also »Werbung mit Drohnen«. Einfach indem man einen Zettel mit einer Botschaft an eine Drohne hängt, kann man z.B. im Park oder Fußgängerzonen für viel Aufmerksamkeit sorgen. Warum auch sollte man den ganzen Spaß nur den Geheimdiensten und Militärs überlassen?


Reverse Turing Test


Unter der Titel Reverse Turing Test wird der Chaos Computer Club Aachen eine Gameshow veranstalten, die uns vor die Frage stellt, ob wir (heute noch) in der Lage sind Maschinen-Intelligenz von der unsrigen zu unterscheiden. Der Turing-Test geht in seinen Ursprüngen er auf einen Vorschlag von Alan Turing im Jahre 1950 zurück, um festzustellen, ob eine Maschine ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen besitzt. Inzwischen gibt es Systeme, die diesen Test sehr publikumswirksam gewonnen haben. Das heißt nicht, dass sie wirklich intelligent wären, aber dass sie geschickt genug programmiert sind, um Menschen über ihr wahres Wesen zu täuschen. Der aus der Anfangszeit des Informationszeitalters stammende und seither legendäre Test trug zum Mythos der denkenden Maschine bei, der in seiner neuen spielerischen Konstellation des Reverse Turing Test erneut belebt wird.


Beim umgedrehten Turing-Test kommuniziert ein Spieler gleichzeitig mit einem Bot und einem anderen Spieler. Ziel ist es, das menschliche Gegenüber so zu täuschen, dass es am Ende Spieler 2 zur Maschine erklärt und die Maschine für den Menschen hält.


Kantenüberquerung / Cross_Edge


Ein weiteres Herzstück der Chaos Cologne Konferenz ist die Kantenüberquerung - eine Kontaktbörse zur Vermittlung interdisziplinärer Vorhaben. Sind es bei den Mitgliedern des CCC oft der berufliche Background und ein starkes Interesse für die Technik und der ihr zugrundeliegenden Konzepte, die sie zu Hackern prädestinieren, so interessieren sich Studierende und Lehrende der KHM neben konzeptuellen Überlegungen sehr stark für eine die visuelle oder performative Übersetzung ihrer Ideen. Bezogen auf das gleiche Thema handelt es sich hier oft um Social Hacking. Verquere Ideen, Schräges, das nicht in eine der üblichen Schubladen passt und Projekte, die noch Partner brauchen, können bei der Kantenüberquerung in 10-minütigen Blitzvorträgen vorgestellt werden. Die Moderation übernimmt Christian Sievers, künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der KHM für Multimedia, Performance und Surveillant Architectures.


Text+Bild: KHM