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Der Algorithmus des Manfred Mohr. 1963—jetzt

 8. Juni—1. September 2013, zkm | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe


In den 1960er Jahren wenden sich zahlreiche Künstler von der Malerei mit Pinsel auf Leinwand ab. Sie suchen Alternativen zu den spontanen, emotionalen Ausdrucksformen der 1950er Jahre, zu Tachismus, abstraktem Expressionismus und Informel. Die Wege führen in die Op Art, die kinetische Kunst, die Minimal Art und die Konzeptkunst. Manfred Mohr ist in gewisser Hinsicht einer der radikalsten Maler dieser Jahre, denn er entscheidet sich bereits 1969 für den Computer als künstlerisches Medium. Die Maschine erfüllte die Sehnsucht nach Rationalität, Präzision und Konzeptualisierung künstlerischen Arbeitens und öffnete den Horizont für formale Experimente nie gekannter Komplexität. Das ZKM widmet dem in Pforzheim geborenen und in New York lebenden Künstler nun – anlässlich seines 75. Geburtstages – eine Retrospektive mit einer repräsentativen Werkauswahl und zahlreichen Dokumenten aus seinem Archiv.


Dass elektronische Rechenmaschinen auch für die Produktion künstlerischer Werke genutzt werden können, entdeckt Mohr durch den französischen Pionier computergenerierter Musik, Pierre Barbaud, den er 1967 in Paris kennenlernt. Für Mohr, der zu dieser Zeit nicht nur bildender Künstler, sondern auch Jazzmusiker ist, ist der Computer eine Antwort auf die Frage, wie auch in der Kunst das Prinzip der planvollen, musikalischen Notation von Werken realisiert werden könnte. Die Vorstellung einer rationalen Kunst fasziniert Mohr bereits seit Anfang der 1960er Jahre, als er auf die Ideen des Philosophen Max Bense stößt. Nun bringt er sich selbst das Programmieren bei und es gelingt ihm, an der Météorologie Nationale, dem französischen Nationalinstitut für Meteorologie, Zugang zu einem Computer und einem Plotter zu erhalten. Bereits 1971 erhält er eine Einzelausstellung im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. Es ist die erste Einzelausstellung eines Künstlers in einem Museum, in der ausschließlich Bilder präsentiert werden, die an einem Digitalcomputer erzeugt und vollautomatisch gezeichnet wurden. In den folgenden 40 Jahren schafft Mohr ein umfangreiches formales Vokabular, das er nicht nur in Zeichnungen, sondern auch in Filmen, Gemälden, Skulpturen, Künstlerbüchern, Reliefs und Computer-animationen realisiert.


Der Ausstellungstitel bezieht sich auf den entscheidenden Moment des künstlerischen Prozesses bei der Arbeit mit dem Computer: den Entwurf des Algorithmus, d.h. des Sets von Regeln, die durch den Rechner systematisch prozessiert werden. In einem Text von 1971 stellte Manfred Mohr die provokative Frage, ob man den Stil eines Künstlers, durch einen Algorithmus restlos beschreiben könne. Die Vielfalt der Werke in der Ausstellung dokumentiert das Utopische dieses Unterfangens.


Über den Künstler

Manfred Mohr (*1938 in Pforzheim) studierte nach einer Ausbildung an der Kunst- und Werkschule Pforzheim an der École des Beaux Arts, Paris. Seit 1981 lebt und arbeitet er in New York. Sein Werke sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, u. a. in der Sammlung des Centre Georges Pompidou, Paris, des Museum Ludwig, Köln und des Stedelijk Museum, Amsterdam. Er zeigte seine Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppen-ausstellungen, etwa der Kunsthalle Bremen, dem Museum of Modern Art, New York, dem Centre Georges Pompidou, dem Museo Nacional Centro de Reina Sofia, Madrid und dem PS1, New York. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldenen Nica der Ars Electronica (1990) sowie dem d.velop digital art award [ddaa] (2006). Kuratorin: Margit Rosen


Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Publikation mit frühen Texten von Manfred Mohr: »Der Algorithmus des Manfred Mohr. Texte 1963–1979«, herausgegeben von Margit Rosen.


Text: ZKM

Bild: P-72, Vibrations, Plotterzeichnung Tinte auf Papier,

50cm x 40cm, 1971 © 1971 by Manfred Mohr