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May hon­our be restored… or whatever!
DUEL42 von Jonas Hansen

 »Man begrüßte sich, worauf beide Sekundanten beiseite traten, um noch ein kurzes sachliches Gespräch zu führen. Es lief darauf hinaus, daß man à tempo avancieren und auf zehn Schritt Distanz feuern solle. Dann kehrte Buddenbrook an seinen Platz zurück; alles erledigte sich rasch; und die Schüsse fielen. Crampas stürzte.« (aus Theodor Fontane: Effi Briest, Kapitel 28)


In dem neuen Spiel DUEL42 von Kurator und Künstler Jonas Hansen läuft es ganz ähnlich ab wie zwischen Baron von Instetten und Major von Crampas in Fontanes Effi Briest. Zwei Gentlemen gehen fünf Schritte, drehen sich um und schießen. Der Bessere bzw. Schnellere gewinnt, die Ehre ist gerettet.


duel42


Das Spiel startet, die Duellanten stehen Rücken an Rücken. Beide tragen Zylinder und Kurzmantel, sie halten ihre Pistolen aufrecht vor sich. Der Duellleiter steht etwas weiter hinten, aber dennoch in der Mitte der beiden Protagonisten. Alle Figuren sind scherenschnittartig gestaltet und stehen in einer nicht näher bestimmten Winterlandschaft, die sich durch weißen Boden, grauen Hintergrund, fallende Schneeflocken und böigem Wind (akustisch angedeutet) charakterisiert. Die Kleidung der beteiligten Herren verortet das Geschehen zeitlich, analog zu der oben zitierten Szene aus Fontanes Effi, und genauso wie auf dem Bild oben, Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts.


Die Geschichte des Duells reicht bis ins Mittelalter und früher zurück. Dabei war das Ziel eines Duells stets die Wiederherstellung der zuvor verletzten Mannesehre. »Duelle waren im 19. Jahrhundert nicht ungewöhnlich. Nach modernen Schätzungen fochten etwa 25 % der Adligen mindestens einmal im Leben ein Duell aus. Häufig wurde dabei aber eher der Form Genüge getan, indem man z. B. bei Pistolenduellen Bedingungen vereinbarte, die eine Verwundung eher unwahrscheinlich machten, oder sich gar bemühte, den Gegner nicht zu treffen. Man schätzt, dass es nur in einem von sechs Duellen zu ernsthaften Verletzungen und nur in einem von vierzehn Duellen zum Tod eines Kontrahenten kam.« (Quelle: Wikipedia)


Nicht so bei Fontane oder Hansen: der verlierer stirbt!


Hansen lehnt das Spielgeschehen an eine literarische Tradition des 19. Jahrhunderts an. Wichtige Vertreter der Weltliteratur, wie etwa Alexandre Dumas, Leo Tolstoi, Mark Twain oder Thomas Mann bedienten sich des beliebten Motivs »Duell« in ihrem literarischen Werk. Das Titelbild des Künstlers Ilya Repin greift ebenfalls dieses Motiv auf und zeigt das Duell aus Alexander Puschkins Eugen Onekin von 1833. Kleidungsstil und Jahreszeit in DUEL42 orientieren sich an dem Bild von 1899.


Dabei bringt Hansen das Duell auf dem Bildschirm nicht nur in eine andere Perspektive (Seitenansicht) sondern ergänzt es durch ein Duell an der Tastatur: »The game is played on one key­board. The two play­ers have to move their avatars five steps away from each other, turn around, lower their arm and shoot by press­ing ran­domly assigned keys. The quick­est and most stub­born wins.« Die zu drückenden Tasten generieren sich dabei zufällig, so dass das Spiel allzeit aufmerksame SpielerInnen fordert. Ebenso kurzweilig wie amüsant und auch für sonst wenig spielaffine Leute geeignet! Das Spiel ist im Browser spielbar und als kostenloser Download für Windows, Linux und Mac verfügbar. Möge der Bessere gewinnen!


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Bild oben: Ilya Repin

Bilder unten: DUEL42