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Mit weit geschlossenen Augen. Virtuelle Realitäten entwerfen

31. Mai — 1. Juni 2017, Köln International School of Design, Köln


Am 31. Mai und 1. Juni 2017 lädt die Köln International School of Design der TH Köln zur interdisziplinären Tagung »Mit weit geschlossenen Augen. Virtuelle Realitäten entwerfen« ein, die zusammen mit dem Institute of Media and Design der TU Braunschweig konzipiert wurde. Aus verschiedenen Perspektiven gehen Wissenschaftler*innen und Gestalter*innen der Frage nach, wie mobile Virtual-Reality-Technologien Raumerfahrung und Selbstwahrnehmung verändern, und welche Folgen die Grenzaufhebung von Bild und Körper für das Entwerfen in Design und Architektur hat.


Facebook, Samsung, Google und HTC drängen mit ihren neuen Virtual-Reality-Brillen in den Massenmarkt und versprechen den Benutzern ein vollständiges Eintauchen in immersive Bildwelten. Unter Zuhilfenahme von Head-Mounted Displays der neuesten Generation, so lauten die Werbebotschaften übereinstimmend, werden virtuelle Realitäten endlich »real«. Doch von welchen real-virtuellen Realitäten wird hier gesprochen, was zeichnet sie aus, und worin unterscheiden sie sich von bloßen Bildräumen?


Das physische Bild, das durch Träger und Rahmung nach außen abgegrenzt wird, stellt eine Distanz zwischen Bild und Betrachter*in her. Durch das sprichwörtliche Begreifen des Bildes kann zwischen der visuellen Konstitution und dem materiellen Objekt differenziert werden. Die Wahrnehmung mit einer VR-Brille erschwert hingegen solche Unterscheidungen. Die stereoskopische 3D-Tiefenerfassung und das verzögerungsfreie Nachvollziehen von Kopfbewegungen befördern den Eindruck, nicht vor einem Bild, sondern in einem Bildraum, bei den Dingen zu sein und mit diesen zu interagieren. Die interaktiven Bewegtbilder, die kein Außen dulden, involvieren den VR-Anwender in umfassender Weise – zeitlich, räumlich und emotional. Befindet sich der Benutzer zudem physisch in jenem Raum, den er als immersive Visualisierung wahrnimmt, erwecken VR-Brillen gar den Anschein, durchsichtig zu sein. Jede Bewegung in der realen Welt macht der Benutzer dann auch in der virtuellen Welt. Wie verändern sich Wahrnehmung, Orientierung und Navigation, wenn digitale Echtzeitbilder den Umraum wiedergeben, aber die unmittelbare Sicht auf den zu ertastenden Raum nehmen? Welche Formen von Zuordnungen werden entwickelt, wenn der bildlich dargestellte Raum zwar den Größendimensionen des physisch gebauten Umraumes entspricht, aber dennoch andere Qualitäten aufweist?


Diese neuartigen Verwicklungen zwischen der »Daseinsform des Tastraums« und der »Wirkungsform des Gesichtsraums« (August Schmarsow, 1896) verändern nicht nur den Gegenstand, sondern auch grundsätzlich den Prozess des Entwerfens in Design und Architektur. In den Fokus des Entwurfsinteresses gerät zunehmend die Gestaltung von spezifischen Handlungsräumen, die durch das Zusammenspiel von Körpern, technischen Dingen und physischen Umwelten entstehen. Durch das bildräumliche Agieren in VR-Umgebungen wird das Entwerfen zu einem verkörperten Prozess, in dem sensuelle Informationen über den Körper und die Werkzeuge des Wahrnehmens und Entwerfens koordiniert und modifiziert werden. Aber sind diese Veränderungen auch erstrebenswert? Werden durch das körperhafte Versinken und die dauernde Präsenz in der wahrgenommenen Welt lebenswerte Umwelten erzeugt? Welche medialen Strategien im Umgang mit VR gibt es, das Eintauchen in immersive Umgebungen zu unterlaufen? Diesen und anderen Fragen widmen sich fachübergreifend Forscher/-innen aus Design, Kunst und Architektur, Informatik, Philosophie, Kunstgeschichte, Medien- und Kulturwissenschaften sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft.


Workshop


Der Tagung ist ein kooperativer Workshop an der Köln International School of Design vorgeschaltet, in dem Designstudierende der KISD und Architekturstudierende der TU Braunschweig mit VR-Technologien gestalterisch-forschend experimentieren. Die Ergebnisse werden im Rahmen der Tagung präsentiert.


Ausstellung


Am ersten Tagungstag wird die Ausstellung »Photo-Based Architecture. Virtuelle Realitäten entwerfen« in der KISD eröffnet (31. Mai, 18:00 Uhr). Die ausgestellten Arbeiten zeigen fotobasierte, analog-digitale Entwurfsexperimente, die Dr. Philipp Reinfeld gemeinsam mit Studierenden am Institute of Media and Design (Prof. Matthias Karch) der TU Braunschweig entwickelt hat.


Das Programm und alle Informationen gibt es auf der Veranstaltungsseite.


Text + Bild: KISD