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Spiel oder Kunst? Spiel und Kunst!
Interview mit Lukas Höh

Heute startet das PLATINE Festival in Köln. Das Festival versteht sich als »eine inspirierende Plattform für Künstler und Entwickler aus ganz Europa, die sich im Spannungsfeld zwischen elektronischer Kunst und alternativen Spielformen bewegen. [...] Die PLATINE findet 2016 zum sechsten Mal in unterschiedlichen Bars, Clubs und Kulturstätten in Köln-Ehrenfeld statt. Der Eintritt ist frei.« Kurator Lukas Höh hat uns im Vorfeld ein paar Fragen beantwortet: 


Bitte stelle Dich kurz vor: was genau machst Du beim PLATINE-Festival und wie bist Du dazu gekommen?


Bei der PLATINE übernehme ich die kuratorische Leitung. Das bedeutet die Auswahl der Aussteller und Exponate und die sinnvolle Zusammenstellung in den Locations. Das ganze Jahr über bin ich auf der Suche nach spannenden Arbeiten, die in die Grauzone zwischen elektronischer Kunst und alternativen Spielformen passen. Ich war früher als VJ in Köln tätig, mit der Zeit kamen viele interaktive Arbeiten hinzu. Meine Projekte im kulturellen Bereich wurden mit der Zeit immer spielähnlicher. 2010 kam Stephan Ullmann, Geschäftsführer von 37 Grad sowie Veranstalter der PLATINE, mit der Idee auf mich zu, ein unkommerzielles Festival zu veranstalten. Gemeinsam haben wir dann das PLATINE Festival angefangen zu planen.


Oben gibt es bereits ein paar Infos zum Festival, aber bitte beschreibe Du uns kurz, was das PLATINE Festival ist — idealerweise in einem Satz!


Die PLATINE ist ein viertägiges Festival in Köln und stellt einmal im Jahr die Frage: Wann ist ein Kunstwerk so interaktiv, dass es als Spiel betrachtet werden kann und wann ist ein klassisches Spiel konzeptionell so neuartig, dass es als Kunst gelten kann?


Next Level und PLATINE sind übrigens beide im selben Jahr und im selben Ort geboren – 2010 in Köln, und Du hast seit Anbeginn die kuratorische Leitung inne. Wie ist die PLATINE entstanden? Gab es ein initiales Erlebnis oder eine spezielle, ganz konkrete Inspiration?


2009 fand das erste Mal die gamescom in Köln statt und unsere Intention war es, im darauffolgenden Jahr einen kulturellen Beitrag im gleichen Umfeld zu leisten. Wir hatten viele Arbeiten über die letzten Jahre verfolgt, die sich bestehende Technik bedienen, die eigentlich für den Mainstream als Konsumprodukt gedacht war angeeignet hatten. Zum Beispiel wurde mit Konsolen und Steuerelementen experimentiert und neuartige freie Arbeiten daraus geschaffen. Außerdem näherten sich immer mehr Illustratoren, Fotografen und sonstige Gestalter dem Thema. Diese veränderte Sichtweise wollten wir in Köln sichtbar machen. Unabhängig von Hochschulen und großen Messehallen wollten wir Arbeiten einem breiten Publikum zugänglich machen, die ohne den Besucher nicht und nur auf einem Festival wie der PLATINE zu erleben sind.


Köln hat mehr als 80 Veedel – wieso habt Ihr Euch für Ehrenfeld entschieden?


Die große Auswahl an vielfältigen Locations ist in Ehrenfeld einfach sehr reizvoll für uns. Wir wollen uns nicht in einer großen Räumlichkeit verschanzen und nur Fachgäste ansprechen. Es ist uns wichtig auch Laufpublikum mit den Arbeiten zu konfrontieren. Die PLATINE ist so gedacht, dass der Besucher nicht nur die Exponate schrittweise für sich entdecken kann sondern auch die Ausstellungsorte sollen jedes Jahr eine neue Entdeckung darstellen. Wir mögen den fußläufigen Safaricharakter durch die Stadt. In Ehrenfeld wurden wir außerdem von vielen Betreibern mit offenen Armen empfangen und verbringen auch selbst einen Großteil unserer Freizeit hier.


Wie lange ist der Vorlauf, also wann startet Ihr mit den Vorbereitungen? Und was sind spannende oder besonders langweilige Arbeitsschritte bei der Planung eines Festivals?


Wir sind das ganze Jahr über auf der Suche nach Ausstellern und fangen oft schon direkt nach den Festivaltagen wieder mit der Planung an. Da wir keinen Open Call oder etwas Ähnliches machen, ist es für mich wichtig schon früh die ersten Aussteller gewinnen zu können. Die spannendsten Tage sind für mich die Aufbautage und die Zeit kurz vor der Eröffnung. Viele der Arbeiten kennt man nur von Dokumentationen, im besten Fall von Videoaufnahmen oder Skizzen, da viele Exponate erst für die PLATINE entwickelt werden. Die Entstehung der Exponate beim Aufbau live zu verfolgen ist für mich immer einer der spannendsten Abschnitte.


Ein Jahr musste das PLATINE Festival leider ausfallen, ist der Fortbestand nun gesichert oder müsst Ihr jedes Jahr wieder bangen?


Wir planen die PLATINE von Jahr zu Jahr. Über weitere Förderungen bzw. Sponsoren würden wir uns sehr freuen, diese zu gewinnen ist nicht immer einfach.


Wodrauf dürfen sich Besucher*innen in diesem Jahr besonders freuen? Hast Du selbst ein Lieblings-Exponat? Und was darf man auf keinen Fall verpassen?


Bei der Planung setze ich den Fokus nicht auf einzelne Hightlights, sondern es ist mir wichtig,  eine gute Auswahl in jeder Location zu finden. Wir wollen in jedem Ausstellungsort sowohl sehr spielerische wie auch konzeptionelle und theoretische Ansätze haben und damit auch im Kleinen die beiden Themenpole elektronische Kunst und alternative Spielformen abbilden. Auch die Mischung aus Kölner, nationalen und internationalen Künstlern ist uns wichtig, genauso liegt der Fokus darauf, möglichst aktuelle und innovative Projekte zu zeigen. Daher sind einige Exponate auch erst Prototypen.


Bist Du selbst eigentlich auch Gamer?

Wenn ja, was spielst Du gerne und auf welcher Plattform?


Ich habe mehrere Konsolen zu Hause und habe auch früher viel gespielt. Allerdings würde ich mich nicht als klassischen Gamer bezeichnen. Mir war das gemeinsame Spiel schon immer wichtiger und das schließt doch einige Spiele aus, in denen man sich über lange Zeit verlieren kann.


Und zuletzt: Hast du einen besonderen Tipp, der zum Thema Kunst und Spiel passt? Vielleicht in Form einer Ausstellung, eines Films oder eines Buches?


Ich war letzte Woche auf einer sehr spannenden Ausstellung im NRW-Forum in Düsseldorf. Planet B setzt sich mit alternativen Zukunftsentwürfen auseinander. Merlin Baum, der dieses Jahr auch wieder auf der PLATINE ausstellen wird, ist dort ebenfalls involviert. Außerdem findet in der Kölner Baustelle Kalk eine Ausstellung mit dem Titel ›Virtual Brutalism‹ vom 17.—21. August statt. Wie der Name verraten lässt, wird es hier allerdings nicht um besonders brutale Spiele gehen, sondern den Architekturstil der 50er Jahre im Computerspiel. Eine sehr spannende Betrachtungsweise, ebenfalls parallel zur gamescom in Köln.


herzlichen Dank für Deine Zeit! 

Wir sehen uns bei der PLATINE


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Bilder: PLATINE / 37 Grad Büro für Live-Kommunikation